google.com, pub-5140930561534643, DIRECT, f08c47fec0942fa0

Moderne Verkehrslenkung der 50er-Jahre

Verkehrskanzel steht unter Denkmalschutz 

Es war die Zeit, in der die Verkehrsampeln noch nicht zentral gesteuert wurden. Mitte der 50er-Jahre standen Polizisten mitten auf der Kreuzung und regelten den Verkehr. Gegenüber dem Berliner Kranzler-Eck, an der Kreuzung Kurfürstendamm/Joachimsthaler Straße im Bezirk Charlottenburg wurde für damalige Verhältnisse allerdings schon eine moderne Verkehrslenkung in Betrieb genommen.

An der Kreuzung ragt in mehreren Metern Höhe auf Betonpfeilern ein gläserner Kasten aus einem Kiosk, in dem ein Polizist am Schreibtisch saß und die Ampeln je nach Verkehrsdichte schalten konnte. Noch heute ist dieses Relikt, das die Berliner liebevoll Krähennest nennen, hinter hohen Bäumen (die damals noch sehr klein waren) erhalten und steht unter Denkmalschutz.

Es war kein einfacher Job für die Polizisten. Aus Erzählungen ist bekannt, dass sie das bunte Treiben auf der Straße und den Fußgängerüberwegen stets im Auge behalten mussten und keinen Blick für die Menschen hatten, die mit ihren Hochglanz-Einkaufstaschen teurer Designerläden auf dem Kudamm flanierten.

Diese Art der Verkehrslenkung dauerte jedoch nur bis 1962. Der Verkehr hatte derart zugenommen, dass die diensthabenden Ordnungshüter der Aufgabe nicht mehr gewachsen waren. Moderne Technik übernahm die Aufgaben an der vielbefahrenen Kreuzung.

Seitdem ist die gläserne Kanzel leer und fristet fast unbemerkt ihr Dasein. Es gab immer mal wieder ausgefallene Aktionen, um auf den Turm aufmerksam zu machen. So saßen zum Beispiel Autoren in dem Glaskasten, die sich vom Geschehen auf den Straßen inspirieren ließen und über ein Telefon mit Passanten ins Gespräch kamen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Nach oben