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Die Geschichte von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

…Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Birnbaum in seinem Garten stand. Und kam die goldene Herbsteszeit und die Birnen leuchteten weit und breit, da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl, der von Ribbeck sich beide Taschen voll. Und kam in Pantinen ein Junge daher, so rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?« Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn, kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.« So ging es viel Jahre, bis lobesam wieder der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam. Er fühlte sein Ende. ’s war Herbsteszeit, wieder lachten die Birnen weit und breit; Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab, legt mir eine Birne mit ins Grab. Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus, trugen von Ribbeck sie hinaus.

 

Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht, sangen »Jesus meine Zuversicht« und die Kinder klagten, das Herze schwer: »He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?« So klagten die Kinder. Das war nicht recht – ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht; Der neue freilich, der knausert und spart, hält Park und Birnbaum strenge verwahrt. Aber der alte, vorahnend schon und voll Mißtrauen gegen den eigenen Sohn, der wußte genau, was er damals tat, als um eine Birn‘ ins Grab er bat, Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus ein Birnbaumsprößling sproßt heraus. Und die Jahre gehen wohl auf und ab, längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab und in der goldenen Herbsteszeit leuchtet’s wieder weit und breit. Und kommt ein Jung‘ übern Kirchhof her, so flüstert’s im Baume: »Wiste ’ne Beer?« Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: »Lütt Dirn, kumm man röwer, ick gew‘ di ’ne Birn.« So spendet Segen noch immer die Hand, des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland…

Diese Ballade von Theodor Fontane aus dem Jahr 1889 erzählt die Geschichte des freigebigen Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Dieser verschenkte die Birnen des Baumes in seinem Garten an vorbeikommende Kinder, die er in märkischem Platt ansprach („Lütt Dirn, kumm man röwer, ick hebb ’ne Birn“). Sein Sohn dagegen war geizig. Als der alte Ribbeck seinen Tod nahen fühlte, verfügt er, dass ihm eine Birne mit in sein Grab gelegt werde. Aus dieser sproß ein neuer Birnbaum, von dessen Früchten sich die Kinder weiterhin frei bedienen konnten.

Seit 2009 erstrahlt Schloss Ribbeck, das als Erweiterung des „Doppeldachhauses“ aus der berühmten Ballade Theodor Fontanes im neobarocken Stil errichtet wurde, wieder in ursprünglichem Glanz. Das Dorf Ribbeck, erstmals 1375 im Landbuch Kaiser Karls IV genannt, liegt 30 Kilometer westlich von der Stadtgrenze Berlins entfernt, idyllisch in einer Senke an der Bundesstraße 5 nach Hamburg und wurde durch das Gedicht von Theodor Fontane weithin bekannt.

Das ehemalige Rittergut derer von Ribbeck hat bis heute nichts von seiner Ausstrahlung verloren, rund um den Dorfkern lebt man die Geschichte. Überall findet man die Birne. Ob im Schloss mit seinem Museum sowie seiner exklusiven Küche, oder an der Kirche. Dort ist noch der Stumpf des legendären Birnbaums zu sehen, der 1911 durch einen Sturm abbrach. An seiner Stelle steht an der Kirche heute ein neuer Birnbaum. Das Schloss ist im Besitz und Regie des Landkreises Havelland. Es ist denkmalskonform renoviert worden und dient als Zentrum des havelländischen Tourismus den Besuchern als Anlaufstation mit Restaurant, Museum und Tagungsstätte. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt Fotos von oben nach unten: Das Gutshaus, Der neue Birnbaum, Im Pfarrgarten.

 

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