Eine Tour durch das historische Berlin
Ein Spaziergang durch Alt-Berlin ist nicht nur ein Spaziergang durch die Geschichte sondern auch durch ein Stück unbekanntes Berlin, mit all seinen Hinterhöfen und versteckten Geheimnissen.
Die Tour beginnt am S-Bahnhof Oranienburger Straße und endet am Roten Rathaus. Verlassen wir den Bahnhof an der Ecke Tucholskystraße stehen wir direkt vor dem ehemaligen kaiserlichen Postfuhramt. Es wurde 1881 fertiggestellt und war seinerzeit eines der größten Behördenbauwerke in Berlin. Die Architektur orientiert sich an Vorbildern der italienischen Renaissance. Seit 1975 steht es unter Denkmalschutz. https://www.meinberlin-erleben.de/daskaiserlichepostfuhramt.html . Nur wenige Meter weiter, gegenüber auf der Oranienburger Straße 67, wohnte von 1842 bis zu seinem Tode 1859 Alexander von Humboldt. Eine Gedenktafel erinnert an den Naturforscher und letzten Universalgelehrten, der als Weltreisender und Wissenschaftler, die Ozeanografie, Pflanzengeografie und Ökologie erkundet hat.
https://meinberlin-erleben.blogspot.com/2020/01/die-berliner-friedensmauer.html
Wir folgen der Oranienburger Straße Richtung Süd-Osten, vorbei an der Synagoge und dem ehemaligen Haupttelegrafenamt bis zur Höhe Oranienburger Straße 19. Dort ist ein Durchgang zum Krausnickpark. Dieses idyllische Kleinod wird überwiegend von den umliegenden Anwohnern genutzt und hat eine bewegte Vergangenheit. Eine Infotafel erzählt die Geschichte. Wir verlassen den Park und könnten gegenüber in den Monbijoupark wechseln, der ebenso Interessantes zu bieten hat, doch wir folgen weiter der Oranienburger Straße und biegen links in die Große Hamburger Straße ein. Hier im historischen Viertel der „Spandauer Vorstadt“ befindet sich der alte Jüdische Friedhof mit dem Memoral Jewish Cemetery. Neben dem Eingang zum Friedhof ist an einer Hauswand die Friedensmauer. Sie ist Teil des Young Minds Build Bridges Programms von CITY-arts. Jugendliche aus aller Welt wollen mit kreativer Kunst die Welt friedlicher machen. Nach London, New York und anderen Städten haben 2013 auch Kinder und Jugendliche aus 12 Berliner Schulen an dieser Friedenswand mitgewirkt.Das Haus Nummer 19 A in der Großen Hamburger Straße ist das älteste Haus in der Spandauer Vorstadt und gehört damit auch zu den ältesten Berliner Häusern. Gleich nebenan stehen wir vor dem „Magicum“ und können uns auf eine interaktive Reise durch die faszinierende Welt der Magie begeben. Ein paar Schritte weiter kommen wir durch eine schmale Gasse zur Sophienkirche. https://meinberlin-erleben.blogspot.com/2020/01/martin-luther-king-predigte-in-der.html Sie wurde nach Plänen des Baumeisters Philipp Gerlach 1713 als evangelische Kirche erbaut. Die Grundsteinlegung für den Saalbau der vormals „Spandauischen Kirche“ fiel noch in die Regierungszeit König Friedrichs I. von Preußen. Erst unter König Friedrich II wurde sie nach Sophie Luise von Mecklenburg-Schwerin benannt und heißt seitdem „Sophienkirche“. Der 70 Meter hohe barocke Turm entstand 1732 auf Veranlassung König Friedrich Wilhelms.
Prominenten Besuch erhielt die Pfarrgemeinde im September 1964, als der US-amerikanische Menschenrechtler und Baptistenprediger Martin Luther King bei einem Besuch in West-Berlin darauf bestand, auch im Ostteil der Stadt eine Predigt halten zu wollen.
An der Große Hamburger Straße 9 ist der Eingang zum Alexianer St. Hedwig-Krankenhaus, das älteste katholische Krankenhaus Berlins. Das Haupthaus ist ein dreigeschossiger Winkelbau mit verblendeter Klinkerfassade und ist im strengen neogotischen Stil gehalten.
Nun wird es Zeit für eine Rast im Sophieneck. In gemütlicher, ungezwungener Atmosphäre gibt es hier Berliner Hausmannskost. Danach tauchen wir ein in die schmale, lange Sophienstraße mit ihren wunderschönen Hinterhöfen. Man sollte aber genau hinschauen, denn nicht alle Tore sind geöffnet und geben gleich den Blick frei in das „Innenleben“ der Häuser. Neben den Sophie-Gips-Höfen (Nummer 21) mit unterschiedlichen Galerien und einem Café, sowie den Sophien-Höfen in Nummer 19, sollte man durch den wunderschönen Torbogen (Nummer 18) den Hinterhof betreten. Hier ist in den Sophiensälen ein freies Mehrspartentheater im ehemaligem Handwerkervereinshaus untergebracht. Wiederum nur ein paar Meter weiter geht es rechts in die Hackeschen Höfe, die sich bis zur Rosenthaler Straße über 8 Höfe ausdehnen und 1993 saniert wurden. Neben Galerien und Restaurants, sind die Clubs in den Höfen beliebter Treffpunkt für Szenegänger.
An der Rosenthaler Straße verlassen wir die Höfe und schlendern über den Hackeschen Markt, vorbei am S-Bahnhof zur Burgstraße, um dort an die Spree zu kommen. Mit Blick auf den Dom und vorbei an zahlreichen Cafés und Restaurants, überqueren wir die Karl-Liebknecht-Straße und tauchen ein in den kleinen Park mit dem Marx-Engels-Denkmal. Mit Blick auf das neue Humboldt-Forum erreichen wir die Rathausstraße.
Wir bleiben am Spreeufer und stehen schon bald im denkmalgeschützten Nikolaiviertel mit historisch, rekonstruierten Häusern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Das älteste Siedlungsgebiet der Hauptstadt wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört und 1980–1987 anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt wiederaufgebaut. Das Viertel ist geradezu ein Freilichtmuseum mit sehenswerten Häusern, wie dem Ephraim-Palais, den Gasthof Zum Nussbaum, das Wohnhaus von Gotthold Ephraim Lessing und das Knoblauchhaus, in dem sich eine Ausstellung über die Zeit des Biedermeier und die einflussreiche Familie Knoblauch befindet. Im Mittelpunkt des Quartiers steht aber die Nikolaikirche, das älteste erhaltene Bauwerk Berlins. Der Bau des Gotteshauses begann um 1230, im 15. Jahrhundert erhielt es seine heutige Gestalt.
https://www.meinberlin-erleben.de/berliner-geschichte/das-rote-rathaus.html . Nach zirka 4 Kilometern soll am Rathaus die Tour durch das alte Berlin beendet werden, allerdings mit dem Hinweis, dass hier eine neue Tour starten kann, die nicht weniger interessant durch das historische Berlin geht. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt
Nach einem Bummel durch das beliebte Viertel erreichen wir über die Spandauer Straße das Rote Rathaus, dem Sitz des Berliner Senats und des Regierenden Bürgermeisters. Das 99 × 88 m große Gebäude steht zwischen der Rathaus-, Jüden- und Spandauer Straße. Es beeindruckt durch seinen ungewöhnlichen Stil und seine leuchtend-rote Backstein-Fassade. Das Gebäude ist im Stil der italienischen Frührenaissance mit Elementen normannischer Architektur errichtet. Der Turm ist ein Abbild der Kathedrale von Laon in Frankreich und steht wie die gesamte Anlage seit 1979 unter Denkmalschutz. Im Jahr 1879 wurden die Balkonbrüstungen des ersten Stockwerks mit Terrakotta-Reliefs geschmückt, die das Rathaus als Fries umgeben und die Geschichte Berlins vom 12. bis zum 19. Jahrhundert dokumentieren. Im Inneren befindet sich im Säulensaal eine außergewöhnliche Auswahl von Gipswerken Berliner Bildhauer aus den Jahren 1790 bis 1850. Für „Berlin in Gips“ haben die Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Alte Nationalgalerie, die Skulpturensammlung und die Gipsformerei einzigartige Werke zur Verfügung gestellt, die in einer Dauerausstellung montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr zu sehen sind.