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Vom Kultradio zum Kulturradio

Der Rundfunk im amerikanischen Sektor von Berlin, bekannt unter dem Namen „RIAS“ war ein Sender in der Kufsteiner Straße (heute Hans-Rosenthal-Platz) im West-Berliner Bezirk Schöneberg. Er wurde von der US-amerikanischen Militärverwaltung nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet und sendete von 1946 bis 1993 zwei Hörfunkprogramme. 1988 bis 1992 kam noch ein Fernsehprogramm dazu.

Da die westlichen Siegermächte des Zweiten Weltkriegs ihre Besatzungssektoren in Berlin erst zwei Monate nach der Roten Armee übernahmen, hatte sich die sowjetische Besatzungsmacht bereits des Rundfunks in Berlin bemächtigt. Im Haus des Rundfunks in der Masurenallee in Westend hatte sie den Berliner Rundfunk installiert und dessen Schlüsselfunktionen mit moskautreuen Deutschen besetzt.

Nachdem die westlichen Besatzungsmächte vergeblich in der Alliierten Kommandantur der vier Besatzungsmächte eigene Sendezeiten im Berliner Rundfunk eingefordert hatten und es ihnen auch nicht gelang, den Sender unter eine Vier-Mächte-Kontrolle zu stellen, unternahmen die Amerikaner und Briten Vorkehrungen, selbstständige Rundfunkstationen in ihren Sektoren einzurichten.

Von Beginn an war der RIAS mit seiner Programmgestaltung innovativ und wirkte als Vorbild für die westdeutsche Rundfunkszene. Die Programme des Senders standen unter dem selbst gewählten Motto „Eine freie Stimme der freien Welt“. Vom 24. Oktober 1950 an wurde jeden Sonntag um 12 Uhr das Läuten der Berliner Freiheitsglocke vom Schöneberger Rathaus übertragen, gefolgt vom Verlesen des „Freiheitsgelöbnisses“.

Beispielgebend war der RIAS ebenso auf dem Kultur- und Unterhaltungssektor. Der bereits in der Anfangszeit gegründete RIAS-Kammerchor und das RIAS-Symphonie-Orchester sorgten für kulturelle Höhepunkte in Berlin. Brillanter Beobachter und Kritiker der Berliner kulturellen Szene war Friedrich Luft, dessen Stimme der Kritik erstmals am 7. Februar 1946 ausgestrahlt wurde und bis zum Tode Lufts 1990 wöchentlicher Programmpunkt war.

In der Unterhaltungsmusik war das RIAS-Tanzorchester weit über Berlin hinaus aktiv. Besonders unter seinem Leiter Werner Müller begleitete es zahlreiche öffentliche Veranstaltungen im Bundesgebiet sowie im Fernsehen. Der RIAS ist auch als Erfinder der Hitparade im deutschen Rundfunk anzusehen. Bevor diese 1958 von Radio Luxemburg gestartet wurde, hatte der RIAS schon 1949 die wöchentlichen Schlager der Woche in seinem Programm. Als erster deutscher Sender begann RIAS in den 1970er Jahren mit der Ausstrahlung von Marathon-Popnächten unter dem Titel „Rock over RIAS“. Nach der am 30. September 1985 vollzogenen Umwandlung von RIAS 2 in einen 24-Stunden-Popmusik-Kanal wurde auch dieser Wegbereiter für viele andere Jugendprogramme. Nach dem Berliner Mauerbau überwand der RIAS die trennende Grenze über den Äther mit seiner sonntäglichen Grußsendung „Musik kennt keine Grenzen“.

Am Unterhaltungsprogramm des RIAS hatte Hans Rosenthal

 einen besonderen Anteil. Er führte die erfolgreichen Quizsendungen „Wer fragt, gewinnt“ und „Allein gegen alle“, die später auch von anderen Sendern übernommen wurden..

Zu den weiteren populären RIAS-Programmen gehörten die 149 Mal ausgestrahlte Kabarettsendung „Die Insulaner“ von Günter Neumann, die am 25. Dezember 1948 Premiere hatte.

Das ehemalige Funkhaus des RIAS liegt am Hans-Rosenthal-Platz direkt an der Bezirksgrenze zwischen Schöneberg und Wilmersdorf am Rudolph-Wilde-Park und Volkspark Wilmersdorf. Von hier sendet heute Deutschlandfunk Kultur seine Programme. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

Schau auch mal hier: Ein Spaziergang zu Hans Rosenthal

 

 



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