Der Flensburger Löwe aus Dänemark
Nach einem Besuch im Haus der "Wannsee-Konferenz" am Westufer des Großen Wannsees in Berlin sollte man gleich nebenan noch einen Blick auf den „Flensburger Löwen“ richten. Rund zwei Tonnen schwer ist der Zinkabguss des Bronzeoriginals vom dänischen Bildhauer Herman Wilhelm Bissen und eine Plastik der spätklassizistischen Monumentalbildhauerei. Sie erinnert an den entscheidenden Sieg der Preußen im Dänischen Krieg 1864 auf der Insel Alsen. Das Original steht nach einem Zwischenstopp in Dänemark seit 2011 wieder in Flensburg.
Die Berliner Kopie ließ 1873 der Bankier Wilhelm Conrad anfertigen – als Ausdruck deutschen Nationalstolzes. Der Flensburger Löwe zierte ursprünglich den Bergpark im von Conrad gegründeten Villenviertel Alsen und zog erst 1938 an seinen heutigen Standort um. Dieser hatte wenige Jahre zuvor am westlichen Wannseeufer die "Colonie Alsen" gegründet, ein prächtiges Villenviertel weit vor den Toren Berlins, von dem heute nur noch wenige Häuser erhalten sind.
Im Deutsch-Dänischen Krieg, in dem Preußen und Österreich den Schleswig-Holsteinern beistanden, siegte bei der Festung Düppeler Schanzen im April 1864 die deutsche Seite. Die Erstürmung der Festung gelang dem General der Kavallerie Prinz Friedrich Karl Nikolaus von Preußen, nachdem ein Spandauer Pionier, Carl Klinke, mit einem Pulversack eine Bresche in die Schanze gesprengt hatte. Klinke, der sich dabei geopfert hatte, soll bei der Aktion den legendären Satz „Ick bin Klinke, ick öffne dit Tor!“ ausgerufen haben. Nachdem erneute Friedensverhandlungen vor allem an der Frage der künftigen Südgrenze der dänischen Monarchie scheiterten, setzten die preußischen Truppen schließlich im Juni nach Alsen über. Kurz darauf ersuchte Dänemark um einen Waffenstillstand und musste im Prager Frieden eine weit nördlichere Grenzlinie akzeptieren: Fast das gesamte Herzogtum Schleswig fiel an Preußen und wurde 1867 mit dem Herzogtum Holstein eine neue Provinz im Königreich Preußen. Flensburg wurde damit deutsch.
Auf Veranlassung von Ministerpräsident Bismarck erfolgte eine Demontage des Monuments, das mit einigen Bruchstücken zuerst im Hofe des Flensburger Ständehauses gelagert wurde. Im Jahre 1867 wurde die Bronzestatue gemeinsam mit den vier Sockel-Reliefs auf Betreiben des Generalfeldmarschalls Friedrich Graf von Wrangel nach Berlin transportiert.
Auf der dänischen Seite änderte sich die Sicht auf den Idstedt-Löwen durch die Überführung nach Berlin beträchtlich. War er als Siegesdenkmal zunächst durchaus umstritten und bei seiner Aufstellung eher das Projekt eines begrenzten nationalliberalen Kreises gewesen, fühlte man sich durch die Entfernung des Löwen gekränkt. Er wurde als Kriegsbeute empfunden und symbolisierte für viele Dänen wie kein anderes Monument oder Bauwerk den Verlust der südlichen Landesteile, die bis 1864 zwei Fünftel der Fläche ausgemacht hatten und in denen fast die Hälfte der Bevölkerung der dänischen Monarchie beheimatet war.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs setzte sich der Berliner Korrespondent der Zeitung Politiken Henrik V. Ringsted bei den US-amerikanischen Militärbehörden für eine Überführung des im Krieg unbeschädigt gebliebenen Löwendenkmals nach Dänemark ein. Der Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte in Europa und spätere Präsident Dwight D. Eisenhower veranlasste im Herbst 1945 den Transport nach Kopenhagen, nachdem er zuvor eine Stellungnahme der dänischen Regierung erbeten hatte. Am 20. Oktober nahm König Christian X. den Löwen offiziell in Empfang und drückte dabei die Hoffnung aus, dass das Denkmal zum Gedenken an die Opfer des Krieges von 1848 bis 1850 und an die Zeit danach dereinst wieder in Flensburg stehen sollte. Quelle: Wikipedia, Foto: Klaus Tolkmitt Haus der Wannseekonferenz