Berlins repräsentativer Platz ist beliebt bei Gästen und Einheimischen
Karl Friedrich Schinkel, Baumeister, Architekt und Stadtplaner in Diensten des preußischen Königs, hat auch am Gendarmenmarkt in Berlins historischer Mitte seine Spuren hinterlassen. Für viele Berliner, aber auch Besucher der Stadt zählt das Areal zwischen Deutschem Dom, Konzerthaus und Französischem Dom zu den schönsten Plätzen in Deutschland, denn es ist ein wunderschönes Beispiel architektonischer Harmonie.
Der Platz entstand Ende des 17. Jahrhunderts nach den Plänen von Johann Arnold Nering. Zu diesem Zeitpunkt siedelten sich französische Einwanderer (Hugenotten) an. Seinen Namen verdankt er dem Garderegiment „Gens d´armes“, das von 1736 bis 1782 dort eine Wache und Ställe für die Pferde hatte. Der Deutsche und der Französische Dom gingen beide aus relativ schlichten Kirchen hervor, die um 1705 auf dem Markt gebaut worden waren. Nach Plänen von Carl von Gontard wurden 1780-85 den Kirchen zwei identische Türme (Turmbauten) angebaut, um den Gendarmenmarkt noch attraktiver und vor allem repräsentativer zu machen. Das Königliche Schauspielhaus (heute Konzerthaus) wurde nach den Plänen von Karl Friedrich Schinkel in den Jahren 1817 bis 1821 auf den Grundmauern des abgebrannten Nationaltheaters errichtet und bildet den Mittelpunkt des sehenswerten Ensembles.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der 3 Hektar große Platz stark beschädigt, wurde aber nach und nach wieder restauriert. Zur 750-Jahr-Feier Berlins kehrte zudem das Schillerdenkmal an seinen ursprünglichen Platz zurück, nachdem es von den Nazis 1935 entfernt worden war. In seiner Biografie hat der Platz zahlreiche Ereignisse erlebt, die in die Geschichte eingegangen sind: So kündigte die "Kartoffelrevolution" – ein Aufruhr gegen die gestiegenen Lebensmittelpreise –die Revolution von 1848/1849 an. 1848 wurden die Gefallenen der Märzrevolution auf den Stufen des Deutschen Doms feierlich aufgebahrt. Ab September tagte die Preußische Nationalversammlung mehrere Wochen im Großen Saal des Schauspielhauses. 1936 ließ das Nazi-Regime die gärtnerischen Schmuckanlagen vor dem Schauspielhaus entfernen, um den Platz mit Platten auszulegen. Auf den noch heute vorhandenen quadratischen Steinplatten wurden Aufmärsche für Propaganda-Veranstaltungen durchgeführt.
Am Vorabend der Deutschen Wiedervereinigung fand 1990 auf dem Markt der letzte Staatsakt der DDR-Regierung mit der Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie statt. Aufmärsche finden immer noch statt. Doch heute sind es Touristen aus aller Welt, die den Gendarmenmarkt bevölkern. Für die Berliner sind zwei Ereignisse im Jahr von besonderer Bedeutung. Sie erobern den Platz im Sommer zu den Classic Open Air und dem winterlichen Weihnachtsmarkt, der den Gendarmenmarkt in eine nostalgische Zeitreise versetzt. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt