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In der Lausitz waren einst die Zisterzienser zuhause

In den katholisch geprägten Landstrichen Süddeutschlands sind barocke Pfarrkirchen oder Klosterkirchen keine Seltenheit, in Norddeutschland dagegen muß man schon suchen, um so ein Juwel der Baukunst zu bewundern. Eins dieser Juwele steht in Neuzelle zwischen Eisenhüttenstadt und Cottbus an der Oder.

Man nennt die Klosteranlage auch das Barockwunder Brandenburgs. Die Klosteranlage in Neuzelle war eine in der Niederlausitz gelegene Abtei des Ordens der Zisterzienser, 1268 vom meißischen Markgrafen Heinrich dem Erlauchten aus dem Hause Wettin gegründet. Der gesamte Klosterkomplex wurde zwischen 1300 und 1330 auf einem in die Oderniederung ragenden Bergsporn errichtet. Die dreischiffige Hallenkirche St. Marien wurde im Stil der Backsteingotik in der für die Gegend typischen Bauweise ausgeführt und bildet den Mittelpunkt des Klosterensembles der Abtei.

Im Jahr 1429 drang während der Hussitenkriege eine Heeresgruppe aus Böhmen ein und zerstörte neben der Stadt Guben auch das Kloster Neuzelle. Da sich die Mönche geweigert haben sollen, ihrem römisch-katholischen Glauben abzuschwören und die Lehre des Reformators Jan Hus anzunehmen, wurden sie gemartert, ermordet oder verschleppt. Seither werden sie als Märtyrer verehrt.

Unter Abt Nicolaus II. von Bomsdorf (1432–1469) wurde das Kloster wieder aufgebaut. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde dann das gotische Gotteshaus von italienischen und böhmischen Künstlern zu einem wahren Juwel des Barock umgebaut und ist heute eine der bedeutendsten Barockkirchen Mitteleuropas.

Unmittelbar an der Klosterkirche schließt sich der restaurierte mittelalterliche Kreuzgang und die Klausur an. Beide verfügen über repräsentative Kreuzrippengewölbe und Malereien aus dem Mittel- und Spätmittelalter. Nachdem die Niederlausitz 1815 an Preußen gefallen war, wurde das Kloster 1817 säkularisiert und der Klosterbesitz in ein preußisch-staatliches Stift Neuzelle überführt, das bis 1955 als Forst- und Domänenverwaltung weiterbestand und danach verstaatlicht wurde. Eine zweite barocke Kirche, die evangelische Kirche zum Hl. Kreuz, beeindruckt mit ihrem großen Kuppelfresko.

Mit der Gründung der Stiftung „Stift Neuzelle“ 1996 wurde es ermöglicht, die Anlage nach und nach wiederherzustellen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Heute präsentiert sich die Klosteranlage nach umfangreichen Baumaßnahmen in neuem, alten Glanz. Sie gilt heute als eine der wenigen vollständig erhaltenen Klosteranlagen Deutschlands und Europas. Neben den beiden Barockkirchen und dem spätgotischen Kreuzgang und dem wiederhergestellten barocken Klostergarten ist das im März 2015 eröffnete Museum „Himmlisches Theater – Die Neuzeller Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab“ ein besonderer Anziehungspunkt. In den Sommermonaten bietet die Stiftung ein vielfältiges Kulturprogramm mit Konzerten und Ausstellungen an. Das Musiktheaterfestival Oper-Oder-Spree zählt zu den Höhepunkten im Brandenburger Kultursommer. Die Klosterkirche ist heute Pfarrkirche der römisch-katholischen Kirchengemeinde des Ortes Neuzelle. Im Neuzeller Klosterbräu wird noch nach der Brautradition der Zisterzienser Bier gebraut. Probieren sollte man den „Schwarzen Abt“, ein süffiges Schwarzbier. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

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