Kabarettisten geben Trümmerberg ihren Namen
Berlin war in der Zeit des „Kalten Krieges“ eine Insel zwischen den Systemen in Ost und West. Da war es schon ein wenig verwunderlich, dass mitten in der Berlin-Blockade Weihnachten 1948 Günter Neumann im RIAS ein Kabarettprogramm unter dem Titel „Der Club der Insulaner“ präsentierte. Das Programm bestand aus Satire und Ironie sowie einer Portion Ernsthaftigkeit und wurde von Günter Neumann, (der die Idee hatte und die Texte schrieb) Olaf Bienert, Bruno Fritz, Joe Furtner, Walter Gross, Tatjana Sais, Edith Schollwer, Ilse Trautschold, Ewald Wenck und Agnes Windeck verkörpert.
Die Sendung, die bis 1964 zum Programm des Berliner Senders RIAS gehörte, war lange Zeit sehr beliebt in Ost und West und wurde zum Markenzeichen des RIAS. Die Erkennungsmelodie war das Insulanerlied, das mit seinem Refrain „Der Insulaner verliert die Ruhe nicht“ in jeder Sendung auftauchte.
Günter Neumann, (1913 in Berlin geboren und im Oktober 1972 in München verstorben) war Kabarettist, Komponist und Pianist. 1948 gründete er in West-Berlin das Nachkriegskabarett Die Insulaner, das später auch im Deutschen Fernsehen gezeigt wurde und vor allem die Ost-West-Auseinandersetzung zum Thema hatte. Vor der Gründung der Insulaner wirkte er als Klavierhumorist beim Kabarett der Komiker, später bei der Katakombe. Neumann schrieb neben seiner Kabaretttätigkeit auch Filmdrehbücher und übersetzte das Musical Kiss Me, Kate ins Deutsche. Für Hans Rosenthals Dalli Dalli-Sendungen schrieb er die umrahmenden Chansons.
An seinem Geburtshaus in der Mommsenstraße 57 in Berlin-Charlottenburg ist eine Gedenktafel angebracht mit der Aufschrift „In diesem Haus wurde ein Mann geboren, dem Berlin viel verdankt“. Auf dem Trümmerberg Insulaner befindet sich eine Gedenktafel mit seinem Porträt, gehalten von einem Narren und einer Eule. Sie trägt die Aufschrift „Eine unvergessene Stimme Berlins“. Der ehemalige Trümmerberg (heute Freizeitpark mit der Wilhelm-Foerster-Sternwarte) zwischen Munsterdamm und Prellerweg im Berliner Ortsteil Schöneberg ist nach den Insulanern benannt. Text und Foto: Klaus Tolkmitt