Deutsch-Amerikaner gedenken noch heute an Baron Steuben
Friedrich Wilhelm Ludolf Gerhard Augustin von Steuben, auch bekannt als Baron Steuben wurde am 17. September 1730 in Magdeburg geboren und am 28. November 1794 in Utica, New York zu Grabe getragen. Steuben war ein preußischer Offizier und US-amerikanischer General.
Der junge Steuben interessierte sich besonders für Geschichte und Mathematik. Bereits mit vierzehn Jahren begleitete er 1744 seinen Vater als Freiwilliger in den Zweiten Schlesischen Krieg und nahm an der Belagerung von Prag teil. Von den großen Erfolgen Friedrichs II. begeistert, trat Steuben 1747 in das Regiment von Lestwitz ein und wurde 1753 Leutnant. 1762 nahm Steuben als hoch dekorierter Stabskapitän Friedrichs seinen Abschied aus der preußischen Armee und lernte 1777 den amerikanischen Botschafter in Paris, Benjamin Franklin, kennen. Auf dessen Empfehlung ging er nach Nordamerika, wo zwei Jahre zuvor der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg ausgebrochen war, und trat in die amerikanische Kontinentalarmee ein.
Steuben baute die Armee im Lager von Valley Forge ab 1778 als Generalmajor und Generalinspekteur taktisch und operativ auf. Er sorgte für Disziplin und Organisation und war zeitweilig Generalstabschef George Washingtons. Er galt als Architekt der amerikanischen Unabhängigkeit auf militärischer Ebene, da es ihm gelang, untereinander zerstrittene und militärisch unerfahrene Gruppen von Freischärlern in eine schlagkräftige Armee zu verwandeln. Seine taktischen Anweisungen bildeten die Grundlage für den amerikanischen Sieg in der Schlacht von Monmouth, dem Wendepunkt des Krieges, am 28. Juni 1778.
Steuben lebte nach seiner Verabschiedung teils in New York City, teils auf seinen Herrensitzen Bellisarius Hall und Oneida in Oneida County. Er hatte eine Reihe öffentlicher Ämter inne, unter anderem das Ehrenamt eines Regenten der Universität des Staates New York und den Vorsitz der Deutschen Gesellschaft in New York, die 1784 gegründet wurde. Seit 1910 steht Steubens Bronzestatue im Lafayette Park in Washington. Zugleich schenkte der Kongress der Vereinigten Staaten als Zeichen der Freundschaft mit dem deutschen Volk Kaiser Wilhelm II. ein Duplikat. Die Bronzestatue wurde 1911 auf dem Fiakerplatz am Potsdamer Stadtschloss aufgestellt und der Platz in Steubenplatz umbenannt.
Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins 1987 stellten die USA an der West-Berliner Clayallee als Zeugnis der deutsch-amerikanischen Freundschaft einen Abguss auf. Im November 1994 konnte mit Hilfe zahlreicher deutscher und amerikanischer Spender ein zweiter Abguss mit einer Gedenktafel auf dem wiedererstehenden Steubenplatz in Potsdam aufgestellt werden. Ein weiterer Abguss des Washingtoner Steuben-Denkmals steht seit 1996 in seiner Geburtsstadt Magdeburg.
Die Steuben Parade ist eine der größten Festparaden an der Ostküste der Vereinigten Staaten, die jährlich am dritten Samstag im September auf der Fifth Avenue in New York City stattfindet und von mehreren tausend Menschen besucht wird. Der traditionelle Umzug, 1957 von deutschstämmigen Amerikanern gegründet, gehört zu den größten Ereignissen im deutsch-amerikanischen Festkalender.
Etwa 15 Prozent aller US-Amerikaner sind deutscher Herkunft oder Abstammung. Allein in New York City leben etwa 500.000 Deutschstämmige. Die erste Steubenparade wurde im New Yorker Stadtteil Queens abgehalten. Da sich über die Jahre immer mehr Teilnehmer anmeldeten, wurde die Parade auf die Fifth Avenue in Manhattan verlegt, wo sie heute von der 64. aufwärts zur 86. Straße zieht.
Die 86. Straße ist für die Deutschamerikaner wiederum von besonderer Bedeutung. Hier, in der Nachbarschaft von Yorkville, war bis in die 1970er Jahre das deutschamerikanische Zentrum New Yorks. Die 86. Straße selbst trug den inoffiziellen Beinamen „Sauerkraut Boulevard“ und beherbergte deutsche Restaurants, Vereinshäuser, Bäckereien und Metzgereien. Die Gründer einigten sich darauf, die Parade nach Freiherr Friedrich Wilhelm von Steuben zu benennen, der in seiner zweiten Karriere als US-amerikanischer General die Kontinentalarmee erneuerte und zum Helden des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges unter dem Oberbefehl George Washingtons wurde. Die Steubenparade ist kein militärisches Ereignis, sondern eher mit einem Trachtenumzug zu vergleichen. Jährlich nehmen zahlreiche Gruppen aus Deutschland daran teil, vor allem Musikvereine, Trachtengruppen, Karnevalsorganisationen und Schützenvereine. Text und Foto: Klaus Tolkmitt Foto: Friedrich Wilhelm von Steuben, von Charles Willson Peale