Ein Spaziergang entlang historischer Gebäude und Ereignisse
Vor dem Mauerbau war die Invalidenstraße in Berlin-Mitte eine rund drei Kilometer lange Durchgangsstraße mit zahlreichen bedeutenden Bauwerken. Nach dem Mauerbau 1961 wurde es ruhiger auf der Straße, lediglich der kleine Grenzverkehr in Höhe der Scharnhorststraße belebte die geteilte Straße. Heute pulsiert zwischen Hauptbahnhof auf der einen und Brunnenstraße auf der anderen Seite wieder der Verkehr und lädt Passanten zu einem Bummel ein. Die historisch erhaltenen Bauten wurden saniert und stehen zum Teil unter Denkmalschutz.
Beginnt man den Spaziergang am Hauptbahnhof, so steht man nach wenigen Meter vor dem schönen Gebäude des Sozialgerichts und gleich daneben vor dem Hamburger Bahnhof, dem Museum für Gegenwart. Am Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal, der von der Sandkrugbrücke überquert wird, verlief die ehemalige Grenze zwischen Ost- und West-Berlin. Der riesige Gebäudetrakt, der sich daran anschließt, ist das heutige Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Hier gründete Friedrich II. 1748 zur Versorgung der Kriegsversehrten aus dem Ersten und Zweiten Schlesischen Krieg das Invalidenhaus. Fortan hieß die Straße nicht mehr Spandauer Heerweg, sondern Invalidenstraße. Der Invalidenpark, zwischen Wirtschaftsministerium und Verkehrsministerium gelegen, erhielt nach der Wende sein heutiges Aussehen. Der Brunnen wurde von Christophe Girot nach einem öffentlichen Wettbewerb gestaltet und trägt den Namen Wasseranlage von Girot, auch als Invaliden- oder Mauerbrunnen bezeichnet.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite beginnt der Campus der Charité mit zahlreichen Instituten und Einrichtungen. In einem weiteren bedeutenden Gebäude auf der Invalidenstraße ist das Museum für Naturkunde untergebracht. Es zählt zu den ältesten musealen Einrichtungen in Berlin und geht in seiner Geschichte bis vor das Jahr 1810 zurück. Das Museum präsentiert einen spannenden Einblick in das Wirken der Natur und die Entwicklung des Lebens auf unserem Planeten. Ein Highlight ist das weltweit größte Skelett eines Dinosauriers. Gegenüber im Hotel Garden Living und etwas später im Garden Hotel geht die Zeitreise weiter. Hinter der Fassade im Hinterhof erstrecken sich kleine exotische Paradiese mit Palmen und südländischen Pflanzen. Nach dem hektischen Berliner Tagesgeschehen finden Hotelgäste hier himmlische Ruhe und Entspannung.
Hinter dem Nordbahnhof beginnt an der Bergstraße der Sophienfriedhof II mit der 1898 erbauten Friedhofskapelle, mit dem besonders schönen Mosaik über dem Eingangsportal. Bekannte Persönlichkeiten haben hier Ehrengräber: Wilhelm Friedrich Ernst Bach (1759–1845), Komponist, letzter Enkel von Johann Sebastian Bach. Carl Bechstein (1826–1900), Klavierbauer und Begründer der berühmten Pianoforte-Fabrik C. Bechstein. Carl Arnold Marggraff, Stadtrat und Ehrenbürger Berlins, trieb zusammen mit Rudolph Virchow den Bau der Berliner Kanalisation voran. Walter Kollo (1878–1940), komponierte 30 Operetten und Schlager. Albert Gustav Lortzing (1801–1851), Opernkomponist (Zar und Zimmermann, Der Wildschütz). Carl Mampe († 1899) Spirituosen- und Likörfabrikant: Mampe Halb und Halb. Hermann Friedrich Waesemann (1813–1879), Architekt, Erbauer des Berliner Rathauses (sog. Rotes Rathaus).
Fast schon am Ende der Invalidenstraße steht etwas versetzt die Elisabethkirche, die 1834 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel, dem preußischen Baumeister, Architekt und Stadtplaner errichtet wurde. Gegenüber steht die Markthalle VI oder „Ackerhalle“. Sie ist die einzige Berliner Markthalle, deren Äußeres sich noch im Originalzustand befindet. Leider findet das typische Markttreiben nicht mehr statt. Stattdessen hat sich ein Lebensmittel-Markt das historische Gebäude für seine Zwecke zu Eigen gemacht. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt
Fotos von oben nach unten: Invalidenpark, Wirtschaftsministerium, Living Garden, Garden-Hotel, Elisabeth-Kirche, Ackerhalle