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Denkmal erinnert an die ehemaligen jüdischen Mitbewohner

Nach einem Spaziergang durch das Scheunenviertel im Bezirk Berlin-Mitte lohnt ein Abstecher an den Koppenplatz an der Linienstraße. 1696 kaufte der Berliner Stadthauptmann Christian Koppe diesen Bereich und schenkte ihn 1704 der Städtischen Armenverwaltung Berlins zur Errichtung eines Armenfriedhofs. Der Friedhof wurde offiziell bis 1739 genutzt und auch Christian Koppe wurde hier nach seinem Tod 1721 auf eigenen Wunsch beerdigt. Des Weiteren wurden hier Selbstmörder, die auf den meist christlichen Friedhöfen der Stadt nicht beerdigt werden durften, begraben. Das letzte Begräbnis auf dem Platz fand wahrscheinlich im Jahr 1838 statt.

Heute rahmen Ruhebänke die kleine Parkanlage ein, an deren Stirnseite eine besondere Skulptur auf sich aufmerksam macht. Ein Stuhl kann schon mal umfallen, doch dass man ihn nicht wieder aufstellen kann, ist schon ungewöhnlich. Im „verlassenen Raum“ hat Bildhauer Karl Biedermann seine Möbel (ein Tisch und zwei Stühle) in Bronze „gegossen“. Die Bodenplatte stellt einen Parkettfußboden dar, den ein Fries mit Versen aus einer 1947 erschienenen Gedichtsammlung der Nobelpreisträgerin Nelly Sachs einrahmt.

1996 wurde die Bronze-Skulptur mit einem ernsten Hintergrund errichtet. Das Denkmal soll die Deportation der zahlreichen Juden aus dem Scheunenviertel während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland dokumentieren. Die paar bescheidenen Möbelstücke erinnern an die ehemaligen Bewohner. Wer nach Auschwitz und Treblinka gebracht wurde, hatte keine Hoffnung auf Rückkehr. Wie könnte man die Leere nach den Morden überzeugender darstellen? Text und Foto: Klaus Tolkmitt

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