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Von Hermsdorf zum Nordbahnhof

Wir starten die Etappe auf dem Berliner Mauerradweg am S-Bahnhof Hermsdorf und machen uns auf den Weg in das Naturschutzgebiet „Tegeler Fließ“. Um auf den beschilderten Mauerradweg zu kommen, biegen wir vom Bahnhofsvorplatz in den Waldseeweg ein, fahren rechts am Waldsee vorbei und folgen der Schildower Straße.

Schnell wird es sehr ruhig und „dörflich“. Der Wald, die Wiesen und der Sandboden erinnern stark an die „Märkische Heide“, so wie in der Brandenburgischen Nationalhymne beschrieben. Das Naturschutzgebiet liegt in einem der schönsten Landschaftsräume Berlins. Durch die Mauer wurde der unzugängliche Bereich in einen Dornröschenschlaf versetzt. Die Naturschützer wollen diese Kulturlandschaft mit den verschiedenen Biotopen unbedingt erhalten.

Eine erste Rast lohnt sich am Köppchensee, der beschaulich am Wegesrand liegt und zahlreiche Wasservögel anzieht. Hier sollen auch Fischotter einen geeigneten Lebensraum erhalten. Die erholsame Pause war auch notwendig, den anschließend geht ein kurzes Teilstück des Mauerradweges steil bergan. Nach dem ehemaligem „Checkpoint Qualitz“ an der Blankenfelder Chaussee, lässt es sich aber wieder entspannt durch die Landschaft radeln. Vorbei am Freizeit- und Erholungspark Lübars erreichen wir bald die Gleise der „Heidekrautbahn“, denen wir ein Stück folgen. Am Nordgraben stoßen wir auf die Heinz-Brandt Straße und ein Stück weiter, direkt vor dem Bahndamm biegt man scharf links ab.

Wir sind nun an der S-Bahnstrecke der S1 und streifen den S-Bahnhof Wilhelmsruh und stehen nach zirka 4 Kilometer an der Klemke Straße vor einem Holzkreuz. Es erinnert an Horst Frank, der im April 1962 mit einem Freund flüchten wollte. Während seinem Freund die Flucht gelang, wurde Horst Frank von zwei tödlichen Schüssen getroffen. Nach dem Bürgerpark Pankow wird es wieder richtig städtisch. An der Wollankstraße pulsiert das Leben. Darum schnell die Straße überqueren und in die Steegerstraße einbiegen. Ein kurzes Stück weiter wird es auf dem ehemaligen Kolonnenweg wieder ruhig. Wir sind nun Richtung Bösebrücke auf der Kirschbaumallee unterwegs, die es besonders lohnt im April, Mai abzufahren, wenn die Bäume in voller Blüte stehen.

Die Bösebrücke schrieb am 9. November 1989 Geschichte, denn es war an diesem Abend der erste Grenzübergang, der um 22:30 Uhr für die Bürger aus Ostberlin geöffnet wurde. Am Bahnhof macht der Mauerradweg einen Schlenker über die Gleise zur anderen Straßenseite und wir stehen nach Überquerung der Behmstraße schon bald im Mauerpark. Im Sommer tummeln sich hier tausende Berliner und Touristen auf den Wiesen, auf dem Trödelmarkt oder im Amphitheater, in dem jeden Sonntagnachmittag ein paar Hundert Zuschauer Freude am Auftritt von Karaoke-Sänger haben. Die Grünanlage des Parks, zwischen den Stadtteilen Wedding und Prenzlauer Berg, entstand aus dem Todesstreifen der ehemaligen DDR-Grenzanlagen. Darum steht an der Rückseite des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks auch immer noch ein 300 Meter lange „Hinterlandmauer“. An der Bernauer Straße biegen wir rechts ein und folgen der Straße bis zu dem Etappenziel Nordbahnhof.

Die geschichtsträchtige Straße sollte aber nicht nur „abgeradelt“ werden, sondern an verschiedenen Punkten ein Stopp eingelegt werden. An der „Gedenkstätte Bernauer Straße“ gibt es mehrere Hinweise zu ehemaligen Fluchttunneln, eine Kapelle erinnert an die abgerissene Versöhnungskirche und Stahlsäulen markieren den Verlauf der Mauer. Im Dokumentationszentrum werden alle Informationen zur Berliner Mauer und den Schicksalen zahlreicher Menschen den interessierten Besuchern nahe gebracht. Die Etappe ist zirka 20 Kilometer lang und bequem in 2 bis 3 Stunden zu bewältigen. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

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