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Berlin hat mehr Brücken als Venedig

Eine Brückentour über die Spree (Teil 5)

Berlin kann mit Recht behaupten, mehr Brücken zu haben als Venedig. Doch wieviel es tatsächlich sind, weiß niemand so ganz genau, weil nicht alle Brücken ein Gewässer überspannen. Während also einige Statistiker von insgesamt 2.000 Brücken sprechen, sagen andere, dass es wahrscheinlich knapp 1.000 Übergänge sind, die uns trockenen Fußes von einem zum anderen Ufer bringen.

Wir haben unsere Brückentour im Teil 1 bis Teil 4 an der S-Bahn-Station Bellevue begonnen und sind in Etappen bis zum Bahnhof Friedrichstraße mit dem „Tränenpalast“ gekommen. Der "Tränenpalast" war zu Zeiten der deutschen Teilung die Abfertigungshalle für den Grenzverkehr zwischen Ost- und West-Berlin.

Abschied, Hoffnung und Verzweiflung, Freude und Angst, spielten sich dort täglich zwischen den Menschen ab, die die Grenze überschritten. So hieß der Pavillon aus Stahl und Glas im Volksmund schnell „Tränenpalast“.           Hier beginnen wir nun unsere 5.und letzte Etappe an der Spree entlang.

Nur 150 Meter weiter sehen wir die Weidendammer Brücke. Sie gehört mit ihrem Brückenschmuck zu den schönsten Berliner Brücken.

Sie geht auf einen Ursprungsbau an gleicher Stelle aus dem 17. Jahrhundert zurück. Der heutige Brückenbau von 1896 steht seit den 1970er Jahren unter Denkmalschutz.

Was auch nicht allen bekannt ist: Große Teile der alten Gusseisen-Kontruktion von 1824 und Teile der Behelfsbrücke von 1914 gingen auf Reisen und kamen in anderen Orten wieder zum Einsatz.

So errichtete die Gemeinde Liepe bei Oderberg mit Teilen der ersten Eisenbrücke eine Brücke über den Finowkanal. Die Reste der alten Weidendammer Brücke kamen 1913 nach Eberswalde. Die inneren drei Bögen wurden als Treidelpfad-Brücke über den Hafen des Messingwerks bei Heegermühle verwendet.

Wir nehmen zur Abwechselung nun wieder das linke Spreeufer, um nach 300 Metern zur nächsten Brücke zu kommen. Die Ebertsbrücke ist eine Straßenbrücke im Berliner Ortsteil Mitte, die die historischen Stadtteile Dorotheenstadt und Spandauer Vorstadt verbindet. Zwischen 1945 und 1992 gab es an dieser Stelle keine Brücke.

Nach weiteren 160 Metern betreten wir die nördliche (linke) Monbijoubrücke vor dem Bodemuseum. Mitten im Zentrum Berlins führt die denkmalgeschützte Fußgängerbrücke über Spree und Kupfergraben und verbindet den Monbijoupark mit der Museumsinsel.

Die Bronzeskulptur "Hektor" von Bildhauer Markus Lüpertz vor dem Museum lebt sichtbar auf riesigen Füßen.

Das Bode-Museum gehört zum Bauensemble der Museumsinsel und damit zum Weltkulturerbe der UNESCO. Im Auftrag Kaiser Wilhelms II. 1898–1904 von Ernst von Ihne im Stil des Neobarock als Kaiser-Friedrich-Museum erbaut, beheimatet das Bode-Museum aktuell die Skulpturensammlung und das Museum für Byzantinische Kunst sowie das Münzkabinett.

Weltweites Aufsehen erlangte das Bode-Museum 2017, als Einbrecher ein besonderes Kabinettstückchen vollbrachten und die wertvolle Münze "Big Maple Leaf" mitnahmen. Allerdings hatte die Münze einen Durchmesser von 53 Zentimetern, war drei Zentimeter dick und aus purem Gold. Sie hatte ein Gewicht von 100 Kilogramm. Damit war sie ungefähr so schwer wie eine Waschmaschine, wenn auch etwas handlicher. Der geschätzte Materialwert lag bei rund 3,7 Millionen Euro.

Nach Aussage der Polizei sind die Einbrecher nachts gegen 3.30 Uhr über ein Fenster im dritten Obergeschoss in das Museum eingedrungen. Dabei sind die Diebe von der Bahntrasse mit Hilfe einer Leiter ins Haus gekommen.

Der Raub ist bis heute nicht ganz aufgeklärt. Die Fahnder gehen nicht davon aus, dass die neuen Inhaber Numismatiker sind. Es ist eher zu vermutlich, dass die Kriminellen die Münze eingeschmolzen und das Gold anschließend als Barren oder als Schmuckstücke verkauft haben.

Wir laufen rechts am Bodemuseum weiter und sind jetzt am Kupfergraben, einem Teil des Spreekanals, der die Museumsinsel erst zur Insel macht.

Wir bleiben auf der rechten Uferseite und bevor wir nach zirka 380 Metern die Eiserne Brücke erreichen, die so gar nicht "Eisern" aussieht, fällt uns in Höhe des Pergamonmuseums auf der rechten Straßenseite Polizeipräsenz auf. Besonders dann, wenn Bundeskanzlerin Merkel mal zu Hause ist. Hier hat sie in Berlin ihren „Zweitwohnsitz“. Normalerweise ist sie ja in der Uckermark beheimatet.

Auf Sichtweite nehmen wir schon die nächste Brücke wahr.

Die Schloßbrücke ist ein Baudenkmal von Karl Friedrich Schinkel, dem preußischen Baumeister, Architekten und Stadtplaner, der den Klassizismus in Preußen entscheidend mitgestaltete.

Schinkel hat die Brücke von 1821 bis 1824 im Stil des Klassizismus erbaut. Durch ihren Bau machte Schinkel den Boulevard „Unter den Linden“ zu einer durchgehenden Prachtstraße zwischen Brandenburger Tor und Berliner Schloss.

Sie ersetzte die hölzerne „Hundebrücke“, über die 1806 noch Napoleon Bonaparte in Berlin einzog. Die monumentalen Figuren auf der Brücke erinnern an die Befreiungskriege von 1813 bis 1815, mit denen große Teile Europas von der Vorherrschaft Napoleons befreit wurden.

Auch dem Erbauer der Brücke wurde ein paar Meter weiter auf der rechten Uferseite auf dem Schinkelplatz ein Denkmal gesetzt, um seine Verdienste zu würdigen.

100 Meter sind es dann bis zur Schleusenbrücke, deren Name auf eine frühere, an dieser Stelle vorhandene Schleuse und den Schleusengraben zurückgeht.

Weitere 250 Meter und wir stehen vor Berlins ältester Brücke. Die Jungfernbrücke ist fast 340 Jahre alt. Mit Hilfe von Ketten und Rädern kann ihre Mitte angehoben werden, sodass Boote passieren können.

Die Schüler, die die Brücke früher auf ihrem Schulweg queren mussten, hatten immer eine gute Ausrede, wenn sie zu spät kamen: „Die Brücke war jrade uffjezogen!“ konnten sie dann sagen.

Bis 1919 war sie als Klappbrücke in Betrieb und ist bis heute unverändert geblieben. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

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