Die Potsdamer Straße zwischen Schöneberg und Tiergarten
Im Berliner Volksmund wird die Potsdamer Straße im Berliner Bezirk Schöneberg nur Potse genannt. Sie ist Teil der Bundesstraße 1 und verbindet den Potsdamer Platz im Ortsteil Tiergarten mit dem nördlichen Ende der Hauptstraße in Schöneberg am Heinrich-von-Kleist-Park.
Ursprünglich als Weg zu den königlichen Residenzen in Potsdam gebaut, wurde die Potsdamer Straße Ende des 18. Jahrhunderts im Auftrag von König Friedrich Wilhelm II. zur „Kunststraße“ ausgebaut. Nach dem Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sie sich zur verkehrsreichsten Straße im Deutschen Reich. Mit der Teilung Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg verlor sie jedoch an Bedeutung und entwickelte sich zwischen der Lützow- und der Pallas- /Ecke Goebenstraße zum Rotlichtviertel mit den entsprechenden Nachtclubs.
Erst Ende der 1980er Jahre verlor sich langsam dieses Image, ohne dass es ganz verschwunden ist. Dafür hat ein ganz anderer Berliner die Potse berühmt gemacht. Der „Eiserne Gustav“ startete seine Paristour mit seiner Droschke am Potsdamer Platz. Erst im Jahr 2000 setzten ihm die Berliner ein Denkmal. Inzwischen fast zugewachsen steht es an der Kreuzung der Potsdamer Straße mit dem Landwehrkanal auf dem Mittelstreifen der Bundesstraße 1.
Das Haus mit der Nummer 15 (nach einer früheren Bezeichnung) gibt es leider nicht mehr. Dafür aber ist bekannt, dass Fleischermeister Johann Cassel hier in seinem Geschäft gepökeltes Schweinefleisch räucherte. Er nannte seine Kreation: Geräucherter Schweinerücken à la Berlinoise, heute unter der Bezeichnung „Kasseler“ besser bekannt. Auch Theodor Fontane wohnte 1872 bis 1898 mit seiner Familie im sogenannten „Johanniter-Haus“, in der Potsdamer Straße 134c. Das graue Haus mit Vorgarten lag auf der Ostseite der Straße, zwischen Eichhornstraße und Potsdamer Platz, auf dem Grundstück der heutigen Staatsbibliothek und trug seit 1899 eine Gedenktafel. Es musste 1906 einem Geschäftshaus Platz machen.
Seit 1992 ist an der Potsdamer Straße „Der Wintergarten“ beheimatet. Die Varieté-Bühne entstand ursprünglich 1887 südlich des Bahnhofs Friedrichstraße in Berlin-Mitte und musste nach einem Bombenangriff 1944 geschlossen werden. Unter dem traditionsreichen Namen eröffnete bereits 1946 an der Berliner Hasenheide in Neukölln ein Kino-Varieté und seit 1992 gibt es das heutige Varietétheater. Die Potsdamer Straße gestattet auch Einblicke in Hinterhöfe. Ein besonders schönes Beispiel ist das Haus Nummer 98, in dem der Hof fast eine kleine Parkanlage ist. Und in einer ehemaligen Mädchen-Malschule ist eine Sammlung von Andruckpressen und Satzschriften untergebracht. In Hausnummer 116 ist eine kleine Gedenktafel angebracht. Hier wohnte Marlene Dietrich als Kind.
Das Teilstück der Potse zwischen Landwehrkanal und Potsdamer Platz hat mit der Staatsbibliothek zu Berlin, der Philharmonie und der neuen Nationalgalerie nach der Wende eine eigene Geschichte zu erzählen, die an anderer Stelle veröffentlicht wird. Erwähnen kann man allerdings noch, dass sich auf der Potsdamer Straße einige sehenswerte Gebäude befinden, die die Zeit überlebt haben oder liebevoll restauriert wurden. Als Beispiel dienen die Häuser Nummer 131, 138, 144 und 162. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt