6. Etappe Potsdamer Platz - U Reinickendorfer Straße
Berlin hat 20 grüne Hauptwege, auf denen man wandern, flanieren oder einfach nur spazieren gehen kann. Das Wege-Netz durch die grünen Korridore der Stadt umfasst mehr als 550 Kilometer, auf denen man weitestgehend vom fließenden Verkehr verschont bleibt und auch den Lärm einer Großstadt nicht mehr als belästigend wahrnimmt. Der Wanderweg 5 verläuft in Nord-Süd-Richtung und begleitet die Panke bis zur Mündung in die Spree.
Wir wollen den Weg in kleinen Etappen erkunden und haben die Tour in umgekehrter Richtung begonnen. Die 6. Etappe beginnt am Potsdamer Platz im Bezirk Mitte.
Mit dem Fern- und U-Bahnhof sowie den zahlreichen Straßenbahn- und Omnibuslinien war der Potsdamer Platz bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs einer der verkehrsreichsten Plätze Europas und erhielt daher eine der ersten Ampel-Anlagen auf dem Kontinent. Eine Nachbildung zieht heute die Touristen an, die hier gern ein Foto aufnehmen. Fotos werden aber auch gern auf dem „Boulevard der Stars“ gemacht. Auf dem Mittelstreifen der Potsdamer Straße werden wie in Hollywood Stars der Film- und Fernsehgeschichte mit einem Stern geehrt.
Wir beginnen unsere Etappe an der Ebertstraße und laufen Richtung Brandenburger Tor. Hier wird und auch im weiteren Verlauf des Weges, überall die Deutsche und Berliner Geschichte sichtbar und lebendig. Sollte am Reichstag der Zugang zum Reichstagsufer abgesperrt sein, so muss ein Umweg über den Platz der Republik (vor dem Reichstagsgebäude) in Kauf genommen werden. Am Uferweg der Spree können wir dann unseren Weg auf dem ausgeschilderten Weg 5 weiter fortsetzen. Ein paar Meter weiter wechseln wir das Ufer und erreichen über die Marschallbrücke die Luisenstraße. Wir biegen rechts in den Schiffbauerdamm ein und können in Höhe Bahnhof Friedrichstraße gleich an mehreren Restaurants eine Pause einlegen. Kultstatus hat inzwischen die „Ständige Vertretung“, wie auch das „Berliner Ensemble“ am Berthold-Brecht-Platz. Das Theater gehört zu den bekanntesten Bühnen der Hauptstadt und wurde berühmt durch Aufführungen der Werke seines Gründers Bertolt Brecht.
Wir nehmen die Straße „Am Zirkus“ und erreichen die Reinhardtstraße. Dort links und gleich vor dem Bunker rechts in einen schmalen Weg hinein, der uns an die Südpanke führt, die sich im weiten Verlauf durch das Gebiet schlängelt. Der ehemalige Luftschutzbunker der Reichsbahn steht heute unter Denkmalschutz. Er sollte im Zweiten Weltkrieg über 2000 Menschen Schutz bieten. Ab 1951 diente der Bunker als Textillager und ab 1957 als Lagerraum für Trocken- und Südfrüchte. Der Volksmund nannte das Gebäude darum auch „Bananenbunker“. Nach der Wende wurde der Bunker als Musik-Club genutzt. Seit 2007 werden in den umgebauten Räumen zeitgenössische Kunstwerke gezeigt.
Wir versuchen so gut es geht unseren Weg entlang der Panke zu finden und erreichen durch den Campus der Charité den Robert-Koch-Platz und die Invalidenstraße. Wir halten uns links und stehen im Invalidenpark mit der eindrucksvollen Mauer mitten auf dem Platz. Im 18. Jahrhundert stand hier ein Invalidenhaus mit einem Nutzgarten für die Eigenversorgung. 1843 wurde er zum Park umgewidmet und vermutlich von Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné gestaltet. Nach der Zerstörung in der Kriegszeit verwahrloste der Platz zusehends, zudem er auch noch im Grenzbereich der Mauer angesiedelt war. 1997 erhielt der von Ministerien umgebene Park eine neue Freifläche und mit der „Versunkenen Mauer“ eine begehbare Granitskulptur.
Wir laufen auf dem Schwarzen Weg weiter und gelangen zur Habersaathstraße in die wir rechts einbiegen. Ein paar Meter weiter entstand ein neuer Grünstreifen, in den wir links einbiegen. Hinter dem neuen Gebäude des Bundesnachrichtendienstes der Bundesrepublik verläuft ein Stück Weg an der Südpanke entlang. An der ersten Möglichkeit biegen wir links ab und erreichen so die Scharnhorststraße. Wir halten uns links und gleich wieder rechts und überqueren den Invalidenfriedhof, der auch eine historische Geschichte aufzuweisen hat. Unter anderem befinden sich hier das Grab von Generalleutnant von Scharnhorst und Manfred von Richthofen. Aber auch zur Geschichte der Mauer in diesem Abschnitt wird gedacht. Wir verlassen den Friedhof in nördlicher Richtung und biegen an der Kieler Brücke rechts und an der Boyenstraße links ein. Über die Chausseestraße und Müllerstraße erreichen wir nach rund 6,5 Kilometern unser Ziel, die U-Bahn-Station Reinickendorfer Straße. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt